Vogelschlag

Durch Straßen- und Bahnverkehr sterben in Deutschland pro Jahr ca. 70 Millionen Vögel, durch Glasscheiben zwischen 18 und 115 Millionen, durch Hauskatzen zwischen 20 und 100 Millionen. Legale und illegale Jagd tötet jährlich zwischen 1,2 und 25 Millionen Vögel, und durch Stromleitungen kommen zwischen 1,5 und 2,8 Millionen Tiere pro Jahr ums Leben. Das Usutu-Vogelvirus tötet jährlich 160.000 Amseln, und zuletzt werden 100.000 Vögel von Windenergieanlagen erschlagen.
Nicht zuletzt trägt auch die intensive Landwirtschaft mit zum Artensterben bei.

Der Rotmilan wird häufig als von Windrädern sehr gefährdet betrachtet. Inzwischen gibt es ein neues Forschungsprojekt, welches Rotmilane systematisch mit GPS-Sender ausstattet und beim Tod eines Tieres den Vogel birgt und obduziert, um so die Todesursache zu ermitteln. Erste Ergebnisse nach 700 untersuchten Rotmilanen zeigen, dass die häufigste menschengemachte Todesursache das Fressen von Mäusen oder Ratten ist, welche zuvor durch Rattengift verendet waren. Die zweithäufgste Todesursache ist der Straßenverkehr, danach folgt der (illegale) Abschuss. An vierter Stelle folgen Stromschläge an Hochspannungsleitungen und Kollisionen mit Zügen. Dass Rotmilane an Windrädern sterben, ist demgegenüber extrem selten.

Nach ersten Ergebnisse des EU-Forschungsprojekts „LIFE EUROKITE“ rangiert die Windkraft auf hinteren Plätzen bei den Todesursachen des Rotmilans. Darüber berichtete das ZDF in der Sendung „Frontal“ im Februar 2022.

Rotmilane benötigen offenes Land zum Jagen, sie nutzen benachbarte Bäume und Gehölze zum Nisten. Der Rotmilan ist kein Waldvogel.

Gemähte Wiesen locken den Rotmilan weg vom Windrad

Wenn in der Nähe des Windparks Flächen gemäht werden, halten sich die Vögel mit Vorliebe dort auf und haben keine Notwendigkeit, in den Windpark zu fliegen. So ist es z.B. möglich, ein ausreichend großes Feld in Abschnitten täglich zu mähen, so dass immer neue Freiflächen entstehen, die für die Vögel attraktiv sind und sie so vom Windpark fernhalten.

Als weitere Maßnahmen kommen radar- oder kamera-gestützte Vogelüberwachungssysteme in Frage, die die Anlagen bei Annäherung abschalten oder anders gefärbte Flügel, denn aktuelle Forschungen legen nahe, dass Vögel die Rotoren eher als Hindernis wahrnehmen, wenn einer der Flügel auffälliger gefärbt ist.

Fazit

Es ist korrekt, dass der Rotmilan in Deutschland für Fatalitäten durch Windenergieanlagen anfälliger ist als andere Arten. Ob diese Todesfälle den Bestand negativ beeinflussen können, ist noch nicht abschließend geklärt. Andere Ursachen haben zumindest einen höheren Einfluß als Windenergieanlagen, und insgesamt erholt sich der Bestand des Rotmilans. In jedem Fall wird die Problematik stark aufgebauscht, von Vogelschreddern kann keine Rede sein.

Starre, gar kreisförmige Abstände zu Brutplätzen sind keine wirksame Maßnahme zum Schutz vor Todesfällen durch Windenergieanlagen, vielmehr ist eine sinnvoll geplante Flächennutzung unter und außerhalb der Anlagen wichtig. Hinzu kommen technische Lösungen wie gefärbte Flügel oder Überwachungssysteme.