Planung von 5 Windrädern zwischen Röhrmoos und Vierkirchen
Infoabend Windenergie Vierkirchner Holz, 30.10.24 in Röhrmoos
Eingeladen hatte die Projektgesellschaft Vierkirchner Holz. Es waren ca. 150 Personen anwesend. Die Projektentwicklungsgesellschaft war vertreten durch Bgm. Dieter Kugler von Röhrmoos, Siegfried Nefzger in Vertretung von Bgm. Dirlenbach von Vierkirchen, Peter Beermann (gleichzeitig Projektierer) und Peter Großmann-Neuhäusler. Die 2023 gegründete Bürgerenergiegenossenschaft Dachauer Land war mit Martin Bednarz (Vorstand) und Michael Reiter (Aufsichtsrat) anwesend. Die Viktoria-von-Butler-Stiftung war durch deren Vorstand Herrn Markus Holl und durch Sr. M. Gabriele Konrad und Sr. M. Barbara März des Stiftungsrates vertreten.Planung von 5 Windrädern zwischen Röhrmoos und Vierkirchen
Bgm. Dieter Kugler
- Berichtet vom Regionalen Planungsverband: Die Gemeinden haben Abstände zur Wohnbebauung von 1000 m auch für Mischgebiete durchgesetzt. Größere Abstände im Außenbereich (800 m) hätten bedeutet, dass in einigen Landkreisen gar kein Vorranggebiet möglich gewesen wäre. Im Außenbereich ist nun der Abstand 600 m.
- In Röhrmoos wurde eine Projektgesellschaft gegründet, die aus Gemeinde Röhrmoos, Viktoria von Butler-Stiftung, den Stadtwerken Dachau, 4 Grundbesitzern (Tobias Papst, Christian Glas, Georg Riedmeier, Peter Großmann-Neuhäusler), und Peter Beermann besteht.
- Betroffene Kommunen im Umkreis von 2500 m (Aufteilung nach Fläche) erhalten (freiwillig) 0,2 Cent pro kWh, das macht ca. 26.000 € pro Jahr pro WEA
- Gewerbesteuer ca. 20.000 € pro Jahr pro WEA, Sitz der Betreibergesellschaft ist Röhrmoos
- Außerdem fällt ggf. Entgelt für Wegenutzung und Kabelverlegung an.
Peter Beermann
- Sie haben schon 22 WEA-Projekte gemanagt, darunter 11 reine Bürgeranlagen.
- Es sind 5 Windräder geplant, wovon vier im Vierkirchner Holz stehen und eines in der Nähe der Bahnlinie. Ein Standort nahe einer Bahnlinie ist ebenfalls wie der Standort im Wald privilegiert und unterliegt nicht der 10H Regel.
- Gemäß Windatlas beträgt die Windgeschwindigkeit im Vierkirchner Holz in 160 m Höhe 6,04 m/s. Sie bauen aber noch höher. (Nabenhöhe 175 m) Es ist also mit höherer Windgeschwindigkeit und damit mit höherem Ertrag zu rechnen. Die bekannte Datenlage bezüglich der Windgeschwindigkeit ist im Vierkirchner Holz sehr gut.
- Die Leistung des Enercon Windrades E 175 EPS E2 beträgt 7 MW. Es handelt sich um den neuesten Typ, der noch nicht realisiert wurde. Die Entwicklung geht aber weiter. Es werden schon WEA mit 299 m Höhe anvisiert. Vestas hat ein Modell mit 199m Nabenhöhe im Angebot. Enercon plant erst mal nicht mit größeren Anlagen als 175m. Sie gehen davon aus, dass die Kosten für die zusätzlichen Meter zu hoch werden.
- Die Gesamthöhe der geplanten Windräder beträgt 262,5 m. Der Rotordurchmesser ist 175 m. Der Ertrag wächst quadratisch mit dem Rotordurchmesser, d.h. doppelter Durchmesser ergibt einen 4-fachen Ertrag. Die prognostizierte Stromerzeugung pro Windrad beträgt ca. 13 Millionen kWh.
- Nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz müssen folgende Punkte vorab geklärt werden: Schall (in Wohngebieten nachts maximal 35 dBA) und Schattenwurf, Artenschutz von Amphibien bis zu den Vögeln, Denkmal- und Naturschutz, Siedlungsabstand, Luftfahrt, Wetterradar. Außerdem müssen Netzanschuss, Zufahrt und Wirtschaftlichkeit betrachtet werden. Der Infraschall spielt nach allen medizinischen Studien keine Rolle. Zudem wurde früher wegen eines Rechenfehlers der Infraschall 5000 mal zu hoch berechnet, war aber schon damals irrelevant. Infraschall kommt nicht nur bei Windrädern vor, sondern fast überall bei Bewegung der Luft. Infraschallquellen sind z.B. Bäume im Wind, fahrende Autos, Maisfelder im Wind, Züge, Sprache…,
- Der Schlagschatten eines Windrades darf bewohnte Häuser maximal 30 Minuten pro Tag und maximal 30 Stunden pro Jahr betragen. Wenn diese Werte überschritten werden sollten (dazu muss der Wind wehen, die Sonne scheinen und noch relativ tief stehen), wird die Anlage automatisch abgeschaltet.
- Für die Radaranlage der Bundeswehr in Haindlfing (Landkreis Freising) ist es wichtig, dass nicht ein Windrad ein anderes verdeckt. Jedes Windrad muss für das Radarsystem sichtbar sein. Das muss bei der Windparkkonfiguration berücksichtigt werden. Außerdem soll nicht ein Windrad im Windschatten eines anderen in Hauptwindrichtung stehen.
- Das Ringfundament hat 25 m Durchmesser und ist in der Mitte max. 3 m hoch, davon aber nur 70 cm in der Erde.
- Die dauerhaft befestigte Fläche beträgt pro Anlage 2700 qm. Daneben werden noch temporär während der Bauphase benutzte Flächen benötigt. Jeder Baum, der gefällt werden muss, muss an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden.
- Die Vogelsuche ist abgeschlossen und hat bisher keine hinderlichen Ergebnisse erbracht. Es mussten dazu gleichzeitig (an mehreren Tagen) an 5 verschiedenen Stellen Hebebühnen installiert und über den Baumwipfeln jeweils 8 Stunden lang die Vögel und deren Flugbahnen beobachtet und protokolliert werden. Die abschließende Auswertung liegt aber noch nicht vor. Die Kosten für die gesamten Naturschutz-Gutachten werden sich auf 250 000€ belaufen.
- Artenschutzgutachten sollten nur von anerkannten Büros und nur mit Zustimmung des Landratsamts angefertigt werden.
- Windräder können fast vollständig recycelt werden. Im Prinzip auch die Flügel, allerdings gibt es dafür noch keine speziellen Anlagen, weil es noch zu wenig Windräder gibt, die recycelt werden müssen. Deshalb werden die Flügel aus Glasfaser-Verbundstoff derzeit meist verbrannt. Es gibt inzwischen auch einen 2. Markt für „gebrauchte Windräder“, die stückweise ins Ausland verkauft werden können.
- Der Rückbau eines Windrades nach ca. 30 Jahren muss gesichert sein. Dazu muss nach §35 (5) BauGB vor Baubeginn eine Sicherheitsleistung für den Rückbau hinterlegt werden, die im Laufe der Zeit ständig angepasst werden muss.
(Zuruf aus dem Publikum: „Das hätten wir bei den Kernkraftwerken auch gerne gehabt.“ ) - Die Pachtverträge mit den Grundbesitzern sind unterschrieben
- Die Genehmigung ist Ende 2025 zu erwarten. Dann erfolgt die Gründung einer Genossenschaft und die Bürgerbeteiligung.
- Inbetriebnahme ist 2027/28. Die Vergütung des erzeugten Stromes durch das EEG beträgt derzeit maximal 7,35 ct/kWh. Hinzu kommt in windschwächeren Gebieten ein Bonus bei der Einspeisevergütung. Es gibt einen sog. Korrekturfaktor auf die Einspeisevergütung. Die Standortgüte wird durch einen Windgutachter festgestellt. So soll sichergestellt werden, dass auch Südbayern ebenfalls attraktiv für Windenergie bleibt und Leitungen von Nord nach Süd weniger notwendig werden.
Peter Großmann-Neuhäusler - Die gesamten Planungskosten bis zur Genehmigung betragen ungefähr 500.000€. Auf diesen Kosten bleibt die Projektgesellschaft sitzen, falls die Windräder nicht genehmigt werden sollten.
- Die gesamte für Windräder derzeit mögliche Fläche im Vierkirchner Holz ist 165 ha groß. Die 4 Windräder im Wald benötigen zusammen nur eine Fläche von ca. einem Hektar.
- Nach Genehmigung der Anlage wird die Betreibergesellschaft gegründet, die aus den Mitgliedern der Projektgesellschaft (siehe oben unter Bgm. Kugler), der Gemeinde Vierkirchen, der zu gründenden Röhrmoos-Vierkirchen Genossenschaft und der Bürgerenergiegenossenschaft Dachauer Land besteht.
- An der Genossenschaft Röhrmoos-Vierkirchen können sich die Waldbesitzer im Vierkirchner Holz und die Bürger aus Röhrmoos und Vierkirchen über den Erwerb von Genossenschaftsanteilen beteiligen. Diese Beteiligung soll ein nennenswerter Anteil an der Betreibergesellschaft sein. Der Großteil der Kosten wird über Banken finanziert, die natürlich keine Anteilseigner sind.
- Es werden von Anfang an Erträge ausgeschüttet, anfangs weniger, später mehr, da die Zinsbelastung allmählich sinkt.
- Die Gesamtkosten sind ca. 50 Mio. € + 5 Mio € für ein Umspannwerk. Das Umspannwerk entsteht voraussichtlich südlich von Röhrmoos, direkt an der 110-kV-Leitung des Bayernwerks. Das notwendige Kabel vom Windpark zum Umspannwerk wird im Boden verlegt.
Martin Bednarz
- Die Bürgerenergiegenossenschaft Dachauer Land hat derzeit 631 Mitglieder, die 7800 Anteile à 100 € halten.
- Eine Beteiligung am künftigen Windpark im Vierkirchner Holz ist auch über die Bürgerenergiegenossenschaft Dachauer Land möglich.
- Die Finanzierung der Projekte läuft über Genossenschaftsanteile (max. 5000 € je Genosse) ggf. auch über Nachrangdarlehen.
- Betroffene Grundbesitzer haben Vorrang bei der Anteilszeichnung, danach Bürger aus Röhrmoos und Vierkirchen, danach ggf. auch Bürger aus anderen Landkreisgemeinden
Fragen aus dem Publikum
- „Was passiert, wenn das Windrad brennt?“ – Beermann: Man lässt es abbrennen und löscht gegebenenfalls am Boden. Es gibt natürlich einen Einsatzplan für die Feuerwehr. Die Gefahr ist aber sehr gering, zumal die Enercon-Modelle getriebelos und damit ohne Öl arbeiten
- „Wie laut ist das Enercon-Windrad in 1000 m Entfernung?“ – Beermann: ca. 30 bis 35 dB. Kritisch sind besonders die strengeren Nacht-Grenzwerte der TA Lärm. Die werden aber locker unterschritten
- „Können später noch Wohnhäuser in weniger als 1000 m gebaut werden?“ – Beermann: Das hängt vom Landratsamt ab. Wichtig ist dann nicht der Abstand, sondern dass der db – Wert eingehalten wird.
- „Sinken durch die Nähe zu Windrädern die Immobilienpreise?“ – Beermann: Es gibt auch den umgekehrten Fall, dass die Preise steigen, weil Windräder Unternehmensansiedlung anlocken und dadurch auch die Nachfrage nach Wohnraum steigt.
- „Warum hat man nicht ein Windrad auf dem Grundstück der Gemeinde Röhrmoos im Vierkirchner Holz geplant, um der Gemeinde Pachteinnahmen zu sichern?“ – Großmann-Neuhäusler: Das hätte nicht in die Windparkkonfiguration gepasst.
Die vollständige Präsentation der Veranstaltung finden sie hier.
Ungefähre Lage der Standort vorbehaltlich der Genehmigung des Landratsamtes

Ende Informationsveraanstaltung vom 30.10.2024
Update 13.10.2024
Im Röhrmooser Gemeinderat wurde jetzt erstmals das Projekt im Vierkirchner Holz öffentlich vorgestellt. Geplant sind insgesamt 5 Windräder: 3 im nördlichen Teil des Vierkirchner Holzes, eins im südlichen Teil und das fünfte auf offener Flur westlich der Bahn. Die Anlagen profitieren von den erleichterten Abstandsregeln der Stastsregierung, die im Wald und in der Nähe von Fernstraßen und Bahnlinien für privilegiertes Baurecht gelten (Abstand zu Wohnsiedlungen mindestens 1000 m).
Geplant sind Enercon-Windräder mit 175 m Nabenhöhe und 175 m Rotordurchmesser. Transportiert werden sollen die Bauteile weitgehend über vorhandene Straßen und Feld- oder Waldwege. Beim Landratsamt Dachau haben die Planer bereits einen Vorbescheid beantragt, in dessen Rahmen Stellungnahmen von Richtfunkbetreibern, von der Flugsicherung, der Deutschen Bahn und den Landesplanungsbehörden eingeholt werden. Noch nicht Teil des Vorbescheides ist die artenschutzrechtliche Prüfung (das Ergebnis der Suche nach Brutstätten geschützter Vogelarten).
Sollten alle Voraussetzungen erfüllt sein und das Landratsamt die Anlagen genehmigen, wird eine Betreibergesellschaft gegründet, an der sich neben den Initiatoren des Projekts auch die Waldbesitzer im Vierkirchner Holz sowie die Bürger aus Röhrmoos und Vierkirchen beteiligen können. Dazu soll eine spezielle Genossenschaft gegründet werden. Darüber hinaus kann sich auch die schon bestehende Bürgerenergiegenossenschaft Dachauer Land beteiligen. Die Details dazu sollen auf einer Infoveranstaltung am 30. Oktober 2024 um 19:30 Uhr im Schützenheim des Schützenvereins Eichengrün Riedenzhofen (über dem früheren Rewe-Markt) vorgestellt werden.
Windkraftplanung in Röhrmoos (stand April 2024)
Der Gemeinderat hat im April 2022 einstimmig beschlossen, Windkraft in Röhrmoos zu ermöglichen und ein Planungsbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt.
Bericht im Merkur: www.merkur.de/lokales/dachau/roehrmoos-ort377161/roehrmooser-setzen-zeichen-fuer-windraeder-91464791.html
Den Auftrag für die Studie hat die Gemeinde dann aber zurückgezogen, da inzwischen eine Gesamtstudie für den Landkreis in Auftrag gegeben wurde. Deren Ergebnis liegt mittlerweile vor, und die Gemeinde hat die dort empfohlenen Flächen an den Regionalen Planungsverband als für Windenergieanlagen geeignet gemeldet. Es handelt sich im Prinzip um dieselben Gebiete, die schon im landesweiten Gutachten von 2013 ermittelt worden waren: das Vierkirchner Holz an der Gemeindegrenze zu Vierkirchen und das Riedholz an der östlichen Grenze Richtung Haimhausen. Sie decken sich weitgehend mit den im Energie-Atlas der Bayerischen Staatsregierung grün markierten Flächen.
Im Riedholz hat derweil aber schon eine private Initiative Fakten geschaffen: Die Grundbesitzer selbst wollen dort vier Windräder bauen – drei auf Haimhauser und eins auf Röhrmooser Flur. Die Gemeinden Haimhausen und Röhrmoos können sich an der Betreibergesellschaft beteiligen und haben das mittlerweile auch beschlossen. Bürger können über Nachrangdarlehen an der Anlage partizipieren. Details dazu unter dem Menüpunkt Haimhausen.
Auch im Vierkirchner Holz kommt wohl eine Gruppe von Grundbesitzern der Regionalplanung zuvor und will vom privilegierten Baurecht für Windkraftanlagen im Außenbereich und der Ausnahme von der 10H-Regel in Waldgebieten Gebrauch machen. Die Initialzündung zu dem Projekt war von Röhrmooser Bürgern ausgegangen, die mit der „Initiative Windkraft Röhrmoos“ auf die Waldbesitzer zugegangen war. Daraufhin stellte die Gemeinde Röhrmoos zusammen mit den Stadtwerken Dachau ein alternatives Windkraft-Modell für das Vierkirchner Holz vor. Nun scheint aber eine Einigung in Sicht: Wie aus Insiderkreisen zu erfahren war, wollen die vier Grundbesitzer zusammen mit der Gemeinde Röhrmoos und den Stadtwerken Dachau eine Projektgesellschaft gründen und die Planungsphase gemeinsam vorfinanzieren. Angedacht sind vier Windräder.
Sobald das Projekt vom Landratsamt genehmigt ist, soll eine Betreibergesellschaft gegründet werden, an der die Grundbesitzer sowie die Gemeinden Röhrmoos und Vierkirchen und die Stadtwerke Dachau Anteile halten sollen. Die Bürgerbeteiligung könnte eventuell über die Bürgerenergiegenossenschaft Dachauer Land organisiert werden.
Die Suche nach Brutstätten geschützter Vogelarten ist im Frühjahr 2024 gestartet.