Unsere Videokonferenzen

In Zusammenarbeit mit Landrat Stefan Löwl haben wir eine ganze Reihe von Videokonferenzen zu verschiedenen Aspekten der Windenergie durchgeführt. Eingeladen waren interessierte Bürger:innen, Mitglieder des AK- Windkraft sowie die Bürgermeister und Gemeinderät:innen aus dem Landkreis Dachau.
Hier die einzelnen Veranstaltungen. Am Ende ist eine Zusammenfassung zu finden.

18.01.2021 mit Bürgermeister Erwin Karg aus der der Gemeinde Fuchstal. Fuchstal ist eine Gemeinde südlich von Landsberg am Lech (ca. 75 km von Dachau entfernt) und eine Vorbildgemeinde in Bezug auf Energieneutralität. Inzwischen kommen Besucher aus ganz Deutschland um sich dort zu informieren. https://vgem-fuchstal.de/

Unsere Notizen dazu:

  • Anlass für den Einstieg in die Windkraft: Reaktorkatastrophe in Fukushima vom 11.3.2011.
  • 2013 anfängliche Proteste
  • 2014 gewonnenes Ratsbegehren; gesschätzt sind jetzt mehr als 75% dafür:
  • Erwin Karg: „Man sollte mit denen, die den Lärm fürchten, ein Windrad besichtigen und in ca. 1000 m Entfernung in Windrichtung (also in der Richtung, in die der Wind den Schall trägt) auf den Lärm achten. Der ist geringer als alle anderen Umgebungsgeräusche. Auch Infraschall geht vom Wald selbst mehr aus als vom Windrad.“
  • Umfangreiche Standortsuche
  • Errichtung von 4 Windrädern zusammen mit dem Ingenieurbüro Sing.
  • Neben der Gemeinde sind ca. 150 Bürger finanziell beteiligt.
  • Durchschnittliche Rendite pro Jahr etwa 9%.
  • Gewerbesteuer für die Gemeinde ca. 50 000€ pro Jahr

24.2.2021 Zoom-Konferenz mit Landrat Stefan Löwl und Mitarbeitern des Landratamtes
Unsere Notizen dazu:

  • Zum großen Teil wurden Fragen zur 10H Regel behandelt, die aber inzwischen gelockert wurde und bald fallen dürfte.
  • Genehmigungsbehörde: staatliches Landratsamt
  • Wichtig für die Genehmigung: positives Artenschutz- und Wirtschaftlichkeitsgutachten
  • Akzeptanz in der Bevölkerung ist ebenfalls hilfreich.

20.5.21 Präsentation des Planungsbüros GP Joule
GP Joule ist ein Planungsbüro, das in ganz Deutschland tätig ist in den Bereichen Windkraft, Fotovoltaik, Wasserstoff, Speicherung, Wärme, E-Mobilität. Im Landkreis Dachau planen sie derzeit zwei große PV Anlagen (Weichs und Petershausen). In der Nähe von Augsburg steht in Kühlenthal ein von Ihnen geplantes Windrad.
https://www.gp-joule.de/

Unsere Notizen:

GP Joule und ihr Geschäftsmodell:

  • Sie haben 275 Mitarbeiter und bisher 14 Windradprojekte realisiert (ihr Schwerpunkt ist eher Photovoltaik, aber auch grüner Wasserstoff etc., „Sektorenkopplung“)
  • Zwei Hautstandorte: Ostfriesland und in der Nähe von Augsburg. Die komplette Verwaltung sitzt in Ostfriesland.
  • Sie finanzieren normalerweise die komplette Planungs- und Antragsphase vor, d.h. sie übernehmen das volle Risiko und alle Arbeiten, von der Standortsuche und -sicherung bis zum immissionsrechtlichen Antrag
  • Der Auftraggeber muss keine Vorprüfung in Auftrag geben. Wenn GP Joule das Windradprojekt vorprüfen soll, machen sie das auf eigene Rechnung, wobei sie auch eine Wirtschaftlichkeitsprognose erstellen und u.a. auch eine Voranfrage beim Stromversorger zu den Einspeisemöglichkeiten stellen, weil dies die Wirtschaftlichkeit erheblich beeinflussen kann.
  • Wenn die Vorprüfung positiv ausfällt, beraten sie zusammen mit dem Auftraggeber über eine Fortsetzung des Projekts.
  • Mit den Grundbesitzern bilden sie in der Regel einen Pool: Der, auf dessen Grund das Windrad steht, bekommt etwas mehr von der Pacht, die angrenzenden etwas weniger. Insgesamt werden meist zwischen 20.000 und 50.000 € Pacht pro Jahr gezahlt.
  • Sie würden auch Infoveranstaltungen organisieren, damit haben sie Erfahrungen, z.B. einen „Tag der Erneuerbaren Energie“ mit Infoständen etc.
  • Mit Unteren und Oberen Naturschutzbehörden haben sie Erfahrungen. Wichtig ist, vorab mit den Behörden zu sprechen und sich auf Gutachter zu einigen, denen die Beamten vertrauen und die sie akzeptieren.
  • Sie können entweder nach genehmigtem Antrag die Projektrechte an eine zu gründende Bürgerenergiegesellschaft verkaufen oder sogar den kompletten Bau selbst finanzieren und das betriebsfertige Windrad verkaufen
  • Sie behalten gern einen Anteil am Windrad-Besitz, nicht zuletzt um zu zeigen, dass sie als kaufmännischer und technischer Betreiber der Anlage ein eigenes Interesse am Erfolg der Anlage haben.
  • Als Bürgerbeteiligungsmodell empfehlen sie die Genossenschaft. Die könnte als Kommanditist innerhalb einer GmbH & Co. KG das Kapital bereitstellen. GP Joule würde dann die GmbH und die Geschäftsführung übernehmen. Der Vorstand der Genossenschaft müsste aber von den Bürgern gestellt werden.
  • Sie können sich aber auch eine Direktbeteiligung der Bürger als Kommanditisten einer GmbH & Co. KG vorstellen. Dann müsste vor Ort keine weitere Struktur gegründet werden.
  • Sie sind nicht auf große Windparks fokussiert, sondern würden auch ein einzelnes Windrad projektieren, obwohl 2 oder mehr Windräder rentabler wären
  • Sie empfehlen, eine kommunale Stromvermarktungsgesellschaft zu gründen (soweit sie nicht schon vorhanden ist), die den eigenen Bürgern den Strom anbietet. Wenn dann die Gemeinde ihr örtliches Stromnetz zurückkauft, könnte sie sich die Netzentgelte sparen, jedenfalls für den Anteil des vor Ort erzeugten Stroms. Nur für den zugekauften Anteil wären dann Netzentgelte fällig.
  • Später könnte man zur Nutzung des überschüssigen Stroms eine Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ins Auge fassen. Damit lassen sich auch Argumente zu fehlenden Speichermöglichkeiten entkräften. Sie haben in Norddeutschland schon ein solches Projekt mit Erfolg realisiert.

    24.6.2021 Zoom-Meeting mit dem Biologen Klaus Albrecht von Anuva und Bernd-Ulrich Rudolph vom LfU

    Unsere Notizen:

Herr Albrecht zum Thema Artenschutz und Windkraft:

  • Der Verlust von Lebensräumen von nichtfliegenden Tieren (Haselmaus, Amphibien,…) ist zu vernachlässigen.

Thema Fledermäuse:

  • Dazu gibt es 3 Arbeitshilfen vom LfU (Arbeitshilfe Fledermausschutz 3-teilig) (findet man auf der Homepage des LfU)
    • Ein Detektor soll 2 Jahre zur Ermittlung der Fledermausaktivität laufen (jeweils vom 1.4. bis 15.11.). Der Detektor ist im Detail vorgeschrieben. Daraus wird dann ein Abschaltalgorithmus abgeleitet. Eine andere Möglichkeit ist  2 Jahre Gondelmonitoring nach in Betriebnahme. Die Software „Probat“ berechnet den Abschaltmechanismus. Kollisionsgefahr besteht hauptsächlich bei Schwachwind, d.h. wirtschaftlich gesehen kein großer Verlust.

Thema Greifvögel:
Das Vorgehen dazu ist im Windenergieerlass (BayWEE) von 2016 (Anlage 3) geregelt.

  • Verschiedene Parameter sind zu berücksichtigen.
  • Zur Beurteilung reicht ein gelegentlicher Aufenthalt nicht.
  • Daraus wird dann das Tötungsrisiko abgeleitet.
  • Das Thema Vogelschutz wurde inzwischen durch die Neufassungs des BundesNaturschutzGesetzes aktualisiert. (siehe Punkt „Rechtliches„)

    Zusammenfassung

Hier eine Zusammenfassung unserer Videokonferenzen 2021/2022:

Landrat Löwl: Windkraftpläne scheitern nicht an „10H“

Verhindert die „10H“-Regel Windkraftprojekte im Landkreis Dachau? Wer kümmert sich um die Planung, wer trägt das finanzielle Risiko? Wie können Bürger und Bürgerinnen an den Projekten beteiligt werden? Diesen Fragen ist der Arbeitskreis Windenergie im Landkreis Dachau in zahlreichen Konferenzen mit Experten und Behörden nachgegangen – mit freundlicher Unterstützung durch Landrat Stefan Löwl.

„Ohne Windräder auch hier bei uns im Süden ist die Energiewende nicht zu schaffen“, ist sich Ulrich Rauhut sicher. Rauhut ist Sprecher der Röhrmooser Grünen und hat den Arbeitskreis Windenergie im Landkreis Dachau initiiert. Er und seine Mitstreiter*innen, darunter Gemeinde- und Kreisrät*innen aus allen Ecken des Landkreises, wollen Windenergie im Landkreis voranbringen. Vier Konferenzen fanden in Zusammenarbeit mit Landrat Stefan Löwl statt. Daran nahmen auch zahlreiche Bürgermeister und Gemeinderät*innen aus dem Landkreis Dachau teil.

„Technisch sind heute alle einschlägigen Probleme beherrschbar“, so Stefan Löwl, der als ehemaliger Leiter des Umweltreferats im Landratsamt Dachau bestens mit dem Thema Windkraft vertraut ist. Wichtige Erfolgsfaktoren seien: der Planungswille der Gemeinde, die Bereitschaft der Grundbesitzer*innen, ein positives Artenschutzgutachten und die Wirtschaftlichkeit. Persönlich befürworte er die Windkraft: „Der Blick auf Windräder stört mich nicht“, bekennt der Landrat.

An der 10H-Regel will Löwl aber festhalten. Diese bayerische Spezialität bedeutet, dass moderne Windräder, wenn sie weniger als 2,5 km Abstand zu Wohnsiedlungen einhalten, von der Gemeinde via Bauleitplanung genehmigt werden müssen. Diese Planungshoheit will Löwl den Gemeinden erhalten. Standorte mit 2,5 km Abstand gibt es aber im dicht besiedelten Landkreis Dachau nicht. „Windkraftpläne scheitern wegen Rotmilan&Co. oder dem Bürgerwillen, und nicht wegen der 10H-Regel“, ist der Landrat überzeugt. Andererseits, so der AK Windenergie, schiebe die 10H-Regel den Bürgermeistern und Gemeinderät*innen den Schwarzen Peter zu, weshalb sie oft vor Windkraftprojekten zurückschreckten.

Wer kümmert sich um Planung, Gutachten, Genehmigung? Wer trägt das finanzielle Risiko?

Hinzu kommt, dass viele Mandatsträger*innen den Aufwand und das finanzielle Risiko eines solchen Projektes scheuen. „Rund 600.000 Euro kommen allein für das Planungs- und Genehmigungsverfahren zusammen“, so Bürgermeister Erwin Karg aus der Windrad-Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg/Lech. Diese Summe habe seine Gemeinde – auf einstimmigen Beschluss des Gemeinderates – vorfinanziert und später der Betreibergesellschaft in Rechnung gestellt.

Wer das Risiko und den Arbeitsaufwand scheut, solle das Projekt komplett einem Projektierer übergeben, rät Karg. Ein solcher Projektierer ist zum Beispiel die Firma GP Joule aus der Nähe von Augsburg. „Wir finanzieren das komplette Planungs- und Antragsverfahren auf eigenes Risiko vor und übernehmen alle Arbeiten, von der Standortsuche und -sicherung bis zum immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsantrag“, so Annette Gärtner von GP Joule.  Für die Voruntersuchungen brauche man zunächst nur das prinzipielle „Go“ des Gemeinderats. GP Joule spricht dann zusammen mit dem Bürgermeister mit den Grundbesitzern, und wenn alles klappt, fasst der Gemeinderat einen Aufstellungsbeschluss für die Bauleitplanung und schließt einen Vertrag mit dem Projektierer – der daraufhin in die intensive Planungs- und Gutachtenphase einsteigt. Erst wenn das Projekt genehmigt ist, wird es von einer zu gründenden Bürgergesellschaft übernommen. Auf Wunsch finanziert GP Joule sogar den kompletten Bau vor. Sie kümmern sich auch um die technische und kaufmännische Betriebsführung.

Wie können Bürger*innen, Gemeinde und Grundbesitzer*innen vom Windkraftprojekt profitieren?

Zur endgültigen Finanzierung gründet GP Joule eine GmbH & Co. KG und übernimmt deren Geschäftsführung. An dieser Gesellschaft können sich die Bürger*innen beteiligen. Auch die Gemeinde oder Unternehmen sowie Stadtwerke können Anteile zeichnen. GP Joule würde sich ebenfalls beteiligen, nicht zuletzt um zu signalisieren, dass sie von ihrem Projekt überzeugt sind. Der größere Anteil der Kosten wird über Bankdarlehen finanziert. „Das Interesse der Bürger ist groß“, berichtet Fuchstals Bürgermeister Karg, „wir haben 150 Anteilseigner, und für 3 geplante neue Windräder gibt‘s schon 500 Interessenten.“ Die Rendite habe in Spitzenjahren schon gut 9 % betragen – wesentlich mehr als bei Freiflächen-PV-Anlagen. Für die Gemeinde komme die Gewerbesteuer von ca. 12.000 Euro pro Windrad und Jahr hinzu. Und die Grundbesitzer*innen können sich über eine Pacht von an die 20.000 Euro pro Jahr und Windrad freuen.

Wie können die Bürger*innen vom Windkraftprojekt überzeugt werden?

In Fuchstal gab es Bedenken vor allem wegen der „Verspargelung der Landschaft“. Bei einem Ratsbegehren stimmten die Bürger*innen aber mehrheitlich für das Windkraftprojekt. „Jetzt, nachdem die Anlage in Betrieb ist, sind rund 75 % der Bürger dafür“, schätzt Bürgermeister Karg. Wichtig sei, die Bürger frühzeitig zu informieren und mitzunehmen. Dem stimmt auch Stefan Löwl zu. Er empfiehlt ein Bürger- oder Ratsbegehren, „damit von vornherein der Wille der Bürgerschaft klar ist und sich die Wogen glätten.“ Hilfreich kann hierzu auch eine Infoveranstaltung sein, etwa ein „Tag der Erneuerbaren Energie“ mit Infoständen.

Wie läuft das Artenschutzgutachten ab?

Beim Artenschutz geht es um Fledermäuse und um geschützte Vogelarten wie den Rotmilan. Fledermäuse können inzwischen durch Überwachung ihrer Ultraschallsignale und automatische Abschaltung des Windrads relativ gut geschützt werden. Das Vorkommen und Verhalten von geschützten Vogelarten muss jedoch von März bis Ende August nach vorgegebenen Kriterien durch qualifizierte Büros beobachtet werden. Vögel lassen sich ebenfalls durch Abschalt-Algorithmen und Lenkungsmaßnahmen schützen, künftig wohl auch durch Vogelerkennungssysteme. Wichtig für die Artenschutzprüfung ist ein Gutachterbüro, das mit dem Landratsamt und anderen Gebietskennern zusammenarbeitet und sich an die Richtlinien des Bayerischen Windenergie-Erlasses hält. Ob ein signifikantes Tötungsrisiko vorliegt, entscheidet das Landratsamt nach Konsultation der Oberen Naturschutzbehörde. „Aber die meisten Projekte scheitern nicht an den Behörden, sondern an spitzfindigen Argumenten der Gegner“, weiß Klaus Albrecht vom Gutachterbüro Anuva.

Dennoch – die Vorschriften für Windräder sind besonders streng: Sie können nach Maßgabe des Bayerischen Landesamts für Umwelt.nur genehmigt werden, wenn sie den Erhalt der lokalen Population geschützter Vogelarten nicht gefährden. Auch dem Arbeitskreis Windenergie ist der Artenschutz wichtig. Jedoch trage die klimafreundliche Energieerzeugung durch Windräder letztendlich auch in wesentlichem Umfang zum Artenschutz bei.

Arbeitskreis Windenergie im Landkreis Dachau