Fahrt nach Fuchstal

Im April 2022 besuchte der Arbeitskreis Windkraft mit über 50 TeilnehmerInnen aus 13 Gemeinden im Landkreis Dachau die „Windkraft-Gemeinde“ Fuchstal in der südwestlichen Ecke des Landkreises Landsberg/Lech im idyllischen Alpenvorland. Mit dabei: etliche Gemeinderäte und Bürgermeister. Den Bus hatte Landrat Stefan Löwl organisiert.

Bürgermeister Erwin Karg in seinem Element: Infos vor Ort bei den Fuchtstaler Windrädern (Foto: privat)

Die vier Fuchstaler Windräder stehen auf einer Anhöhe im riesigen Staatsforst und haben mehr als 2 km Abstand zur Wohnbebauung. Sie liefern rund 24 Mio. kWh Strom pro Jahr und können damit rund 8200 Haushalte versorgen. Die Gemeinde Fuchstal hat die Planungsphase allein gestemmt, unter fachlicher Federführung durch das Ingenieurbüro Sing. Allein das Artenschutzgutachten hat ca. 250.000 Euro gekostet.

Zwei Drittel der Gesamtinvestition von 21,3 Mio. Euro wurden über Bankkredite finanziert, den Rest steuerte eine Bürgerenergiegesellschaft bei, an der die Gemeinde knapp 50 Prozent und 116 Fuchstaler Bürger die übrigen Anteile halten. Die Geschäftsführung übernimmt das Ingenieurbüro Sing. Für die Grundbesitzer werden je Windrad 15.000 Euro Pacht pro Jahr fällig. Die Renditeprognose von 4,6 % p.a. wird in manchen Jahren weit übertroffen – und das bei nicht besonders üppigen Windgeschwindigkeiten von knapp 6 m/s, wie sie auch bei uns im Landkreis Dachau vorherrschen. Durch den Windrad-Ertrag und die zusätzliche Gewerbesteuereinnahme von 50.000 Euro pro Jahr konnte die 4300-Seelen-Gemeinde ihren Haushalt erheblich aufbessern.

Auch einstige Windkraftgegner zeichnen jetzt Anteile

Anders als im Dachauer Land brüten in der Fuchstaler Wiesen- und Waldlandschaft viele Rotmilane, weshalb die Windräder zeitweise abgeschaltet werden müssen. Mit einem neuartigen Kamerasystem zur Vogelerkennung soll das Problem behoben werden.

Über diesen gekiesten Waldweg wurden die Windrad-Teile angeliefert (Foto: privat).

Drei weitere Windräder in Fuchstal hat das Landratsamt bereits genehmigt. Das Eigenkapital dafür war im Nu beisammen: 371 Bürger haben sich mit je bis zu 50.000 Euro an dem Projekt beteiligt – darunter auch einstige Windkraftgegner. Denen hatte Bürgermeister Erwin Karg mit einem Bürgerentscheid schon früh den Wind aus den Segeln genommen. Mit überschüssigem Strom von den Windrädern und den gemeindeeigenen PV-Anlagen heizt die Gemeinde ihren Wasserspeicher, der ihr Nahwärmenetz versorgt, und lädt einen großen Batteriespeicher. Künftig soll mit dem nicht benötigten Strom auch Wasserstoff erzeugt werden.